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Julian Zanker |
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Das Wetterhorn mit seinen 3692 m.ü.M. kann man schon im Auto kurz vor Grindelwald betrachten. Ein wunderschöner Berg mit verschiedenen Möglichkeiten hoch zu gelangen. Letztes Jahr bin ich mit einem Freund über den Südwest Grat hochgeklettert, schon mit der Idee im Kopf, dort bald einen Erstabsprung mit dem Wingsuit zu versuchen. Knapp 1.5 Jahre später, nach einem ganzen Sommer warten und gedulden wegen schlechten Wetters, scheint sich endlich ein Schönwetterfenster anzukündigen. Ich mache mich also auf die Suche nach einem Kletterpartner. Es sind ganze 10 Seillängen diesen Turm zu erklettern. Schwierigkeiten bis 7b. Es scheint mir die interessanteste Variante auf diesen Pfeiler zu gelangen. Es gibt auch einfachere Routen, aber mein Traum ist es dort hoch zu klettern und dann von oben einen Basejump zu versuchen. Nach stundenlangem herum telefonieren, finde ich endlich einen Kollegen, welcher mit mir kürzlich das erste Jahr zum Bergführer absolvierte. Michael Walter. Wow, ich kann es kaum glauben, jemanden gefunden zu haben, der motiviert ist, mich bei diesem Projekt zu unterstützen. Zusammen mit Michael, meiner Freundin Karin und meinem Kollegen Bart, machen wir uns am Mittwoch der 1.10.14 auf den Weg zur Glecksteinhütte. Unsere Rucksäcke sind gefüllt mit schwerem Klettermaterial, Essen, Schirm und meinem Wingsuit. Oben angekommen, geniessen wir es, alleine auf der Hütte zu sein und kochen etwas Warmes mit unserem Kocher. Mit Bart berechne ich nochmals alles durch. Theoretisch ist es gut und sicher machbar. Stunden habe ich diesen Sommer für diesen Traum investiert und ich habe mich gut vorbereitet. Am nächsten Morgen starten wir um 5.00 in der Früh Richtung Einstieg. Nach einem kleinen Gletscher, stehen wir auch schon zum Morgenerwachen am Wandfuss dieser scheinbar genialen Linie. Ich werde alles im Vorstieg klettern und starte kurz nach einer Pause in die erste Seillänge ein. Es ist saukalt! Wir spüren unsere Finger und Füsse schon nach ein paar Klettermetern nicht mehr. Egal, wir kommen einigermassen gut voran und je höher wir kommen, desto näher kommen wir den Sonnenstrahlen entgegen. Der Fels ist sehr brüchig und wir müssen konzentriert und sicher klettern. Langsam werde ich müde. Der Haulbag, gefüllt mit meinem Schirm und Wingsuit ist schwer und zehrt an meinen Kräften. Die Seillängen sind steil und lange. Eine sehr schöne Linie, nur könnte die Felsqualität besser sein! Nach knappen 6 Stunden klettern, kommen wir endlich auf dem Gipfel an. Die Temperatur ist nun sehr angenehm und wir gönnen uns eine kleine Drink- und Esspause. Wir sind glücklich, oben angekommen zu sein und Michael macht sich schon ein paar Gedanken um eine Soloabseilaktion in dieser überhängenden Wand, was nicht gerade einfach wird! Ich packe ein paar Steine und klettere ein paar Meter zum Exit hinunter. Die Aussicht ist unglaublich. Perfektes Wetter und ein wenig Aufwind für einen schnellen Start mit meinem Wingsuit habe ich auch noch. Ich werfe ein paar Steine und telefoniere mit Karin und Bart, welche noch auf der Hütte sind. Jetzt ist alles klar: Ich kann springen:-) Alles passt und ich kann es kaum glauben, endlich nach einer so langen Zeit hier zu stehen und das Geschenk zu bekommen, einen Erstabsprung zu wagen. Wenige Minuten später, stehe ich wieder am Exit und erledige noch die letzten Sicherheitschecks, welche ich immer genau in der gleichen Reihenfolge mache. Ich muss es mir eingestehen. Ich bin ziemlich nervös und habe eine natürliche gute Angst in mir. Nach ein paar tiefen Atemzügen, zähle ich von 3 abwärts, spreize meinen Wingsuit und springe los. Wooooow, was für ein Gefühl… Es ist immer wieder unglaublich so etwas Schönes erleben zu dürfen. Wenige Sekunden später fliege ich über die Glecksteinhütte und weiter nach Grindelwald. Nach 1.5 Minuten Flug, ziehe ich meinen Schirm und lande daraufhin sicher in einer Wiese. Uuf, ich bin happy. Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich bin so froh, dass Michael, Karin und Bart mir das ermöglicht haben. Ein riesen Geschenk, welches ich zu schätzen weiss. Denn sie haben einen längeren, anderen Abstieg vor sich im Gegenteil zu mir. Ein unvergesslicher Tag geht zu Ende und wir geniessen den Abend noch zusammen. Das ist genau das, was mich glücklich macht. Man muss versuchen seine Träume zu erfüllen, auch wenn es nicht immer auf Anhieb klappt. Aber es lohnt sich definitiv. Egal wie hoch sie gesteckt sind oder was andere Leute dazu meinen! |
Manche Träume bleiben Träume |
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Es braucht ab und zu mehr Mut zurückzukehren als zu springen |
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Steckbrief: Spitzname: Jüli Alter: 23 (12.11.1990) Sport/Aktivitäten: Klettern, Basejumping, Bergsteigen Wohnort: Lauterbrunnen, Bern Größte Errungenschaften: Zinalrothorn First Base, Flying Circus Mixedmehrseillänge Onsight, mehrere 8a Onsight und bis 8b+ Rotpunkt Letztes Projekt: Zinalrothorn Lieblingsorte: Die Berge |
Julian Zanker in Action: |