Andreas Kordwig

Andreas Kordwig - unterwegs in den Dolomiten
 

Große Cirspitze und Erster Sellaturm

Klar, beide Touren gehören ganz sicher nicht zu den großen und beeindruckenden Touren in den Dolomiten. Aber egal welches Wetter: Sella, Langkofel und die Wände des Badia-Tals zählen für mich zum Schönsten was die Alpen zu bieten haben und wir waren zweimal mehr oder weniger alleine in Wand und hatten Spaß.
Die Kletterei ist fordernd und doch kann man es genießen. Eins ist sicher – sobald der Wetterbericht es wieder zulässt, sind wir wieder da….


Panoramabild vom 24.08.14 "Blick vom 1.Sellaturm" auf "Pordoi-Spitze" (links) und "Marmolata" (im Hintergrund mit Schnee)

   23.08.2014, Große Cirspitze, Demetz Führe,
   Seillänge vor der Schlüsselstelle V
   (bei strömendem Regen ...)



   "Große Cirspitze" am 24.08.,
   fotografiert bei schönem Wetter...



   24.08.2014 Erster Sellaturm (2533m),
   „Freccia“ Führe, 2.Seillänge



   24.08.2014 Abseilstelle 1.Sellaturm

1.Tag: Große Cirspitze (2592m), „Demetz“ Führe, IV+ (eine Stelle V), 270m Klettermeter, 9 SL

Nachdem der Wetterbericht bis Freitag Morgen für die Region Wolkenstein / Sella auch am Samstag erst gegen Abend Regen und für Sonntag perfektes Kletterwetter vorher gesagt hatte, entschlossen mein Freund Fuchsl und ich, uns dort ein paar Klassiker zu klettern.
 
Zu unserer Überraschung mussten wir am Samstagmorgen aber feststellen, dass WeatherPro die Vorhersage vom Vortag nur noch wenig interessierte und nun für den kompletten Samstag leichter Regen gemeldet wurde. Kurzer Blick aus dem Fenster …. (noch) alles trocken??!
Wir entschlossen uns nun unsere ursprünglichen Pläne zu ändern und wollten etwas „Kurzes“ mit wenig Zustieg zu klettern, falls es dann doch regnen würde. Unsere Wahl fiel auf die „Demetz“-Führe. Ein Klassiker von 1938 an der „Großen Cirspitze“ (2592m), in entspannten 20min vom Grödner Joch aus zu erreichen.
 
Die maximale Schwierigkeit geht laut Topo nicht über V hinaus, also alles im grünen Bereich, falls es doch regnen sollte.
Am Einstieg trafen wir sogar noch einen einheimischen Bergführer, der gerade mit einem Gast einstieg, was uns in unserem Vorhaben, trotz einsetzenden Nieselregens, noch bestärkte.
Zum Nieselregen gesellte sich dichter Nebel und aus Tröpfchen wurden Tropfen… Trotzdem liefen die ersten 4 Seillängen recht entspannt, obwohl die Finger immer kälter wurden und die Seile immer schwerer vom Wasser.
Aber irgendwann, genauer gesagt nach der 4.Seillänge, kamen auch wir an den Punkt wo langsam der Spaßfaktor gegen 0 ging. In der Zwischenzeit liefen Bäche die Wand runter, die Zehen spürten wir nicht mehr und aus Regen wurden nun auch Schneeflocken. Also (doch) Rückzug.
Mit etwas Aufwand 4x abgeseilt, was mit nassen Seilen kein Riesenspaß war und gut 1,5 Stunden später liefen wir wieder Richtung Grödner Joch, wo mittlerweile unser Auto einsam und alleine auf uns wartete.
An diesem Tag waren wir froh, dass wir uns den Luxus  einer Pension geleistet hatten, die uns freundlicherweise ihren Skikeller (am 23.August!!) zu Verfügung stellten um unsere Klamotten zu trocknen.
 

2.Tag: Erster Sellaturm (2533m), „Freccia“ Führe, III-IV (letzte SL, Variante V/V+), 150m Klettermeter+150m zum Gipfle, 6 SL

Am nächsten Morgen zeigte sich beim Blick aus dem Fenster, dass der Wetterbericht diesmal richtig lag. Keine Wolke! Dafür 5°C und Neuschnee ab 2500m!
Der ursprüngliche Plan der „Fünffingerspitz-Überschreitung“ war somit schnell verworfen und wir entschieden uns für die „Adang-Führe“ an der Südostwand des Sas Ciampac (2672m).
Nach den Regengüssen von gestern ließen wir es etwas gemütlicher angehen und wollten der Wand noch eine Stunde mehr Zeit zum Trocknen geben – leider ein folgenschwerer Fehler!! Fast am Einstieg angekommen, sahen wir schon dass bereits 6(!) Seilschaften darauf warteten in die Tour einzusteigen. Bei insgesamt 14 Seillängen fanden wir dass das keine Option für uns war und kurzer Hand disponierten wir um.
Zurück zum Sellajoch entschieden wir uns für die „Freccia“-Führe am Südostpfeiler des 1.Sellaturms (2533m). Kein Mensch in der Wand, keine/kaum Zwischensicherungen, also alles so wie wir es wollten.
Nach der 3.Seillänge querte ich aber rechts aus der eigentlichen Tour raus und folgte zwei (neuen) Sanduhrenschlingen durch herrlich griffigen Sella-Kalk bis zum eigentlichen Ausstieg. Wirklich lohnende Kletterei, nach Südtiroler Verhältnissen vielleicht mit V/V+ zu bewerten.
 
Nach kurzer Brotzeit und einem kurzen unbeschwerten Abstieg ging es dann auch schon wieder Richtung Brenner nach Hause.